Transformation bei Tesla? Preiskampf beeinflusst Gewinnmarge und hinterfragt einzigartige Positionierung

19.10.2023, 12:00

In einer pessimistischen Äußerung betonte Elon Musk, dass das aktuelle Wachstumstempo nicht "endlos" anhalten könne

Eulerpool News 19. Okt. 2023, 12:00

Elon Musk äußerte sich in der Quartalskonferenz am Mittwochabend (Ortszeit) ungewöhnlich düster über die Zukunft seines Unternehmens. Der Tesla-Chef warnte vor ökonomischem Gegenwind aufgrund von Rezessionssorgen und steigenden Leitzinsen. Zudem kämpft der Elektroautobauer mit hausgemachten Problemen. Eine dieser Herausforderungen ist der von Tesla angezettelte Preiskampf.

In den vergangenen Monaten hatte das Unternehmen die Preise mancher US-Modelle um ein Drittel gesenkt, was sich jedoch nun negativ auf die Bilanz auswirkt. Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahresquartal zwar um neun Prozent auf 23,3 Milliarden Dollar, blieb jedoch unter den Erwartungen der Analysten. Auch der Nettogewinn sank um 44 Prozent auf 2,3 Milliarden Dollar und blieb hinter den Schätzungen zurück.

Insbesondere die gesunkene Marge war für Tesla-Skeptiker ein Grund zur Besorgnis. Sowohl die operative als auch die Bruttogewinnmarge gab im abgelaufenen dritten Quartal nach. Die Bruttogewinnmarge sank von 25,1 Prozent im Vorjahresquartal auf 17,9 Prozent. Dies bringt Tesla auf das Niveau vieler traditioneller Autohersteller, die der Konzern in den Vorjahren stets übertroffen hatte. Zum Vergleich: Ferrari lag bei einer operativen Marge von 24,1 Prozent und Volkswagen bei 7,3 Prozent. Die Wall Street reagierte negativ auf die Zahlen, was sich in einem Kursverlust von knapp fünf Prozent während des Tages und weiteren vier Prozent nachbörslich zeigte.

Ein weiteres Problem für Teslas Zukunftspläne sind die Schwierigkeiten beim Hoffnungsträger Cybertruck. Der Pick-up, der vor allem den amerikanischen Markt erobern soll, weist Konstruktionsschwierigkeiten auf und kämpft mit Designänderungen und Kostenüberschreitungen. Musk gab zu, dass aufgrund der Komplexität des Fahrzeugs die Auslieferung an Tesla-Kunden noch ein bis anderthalb Jahre dauern könne. "Wir haben uns mit dem Cybertruck unser eigenes Grab geschaufelt", so Musk.

Bereits im Juni berichtete das Handelsblatt unter Berufung auf eine interne Aufstellung über gravierende Probleme des Cybertrucks. Damals war das Fahrzeug noch undicht, verursachte Lärm und ließ sich schlecht steuern und bremsen. Diese Schwierigkeiten verzögerten die Auslieferung zusätzlich.

Die Sorge an der Wall Street wächst, dass Tesla nach Jahren des rasanten Wachstums an seine Obergrenze stößt und zu einem Autobauer unter vielen werden könnte. Vor allem die jüngsten Preissenkungen heizten diesen Verdacht an. Doch nicht alle Beobachter teilen diese Skepsis. Alyssa Altman von Publicis Sapient sieht Tesla auch langfristig erfolgreich, da das Unternehmen eine Vielzahl von Standbeinen habe, wie zum Beispiel die Autopilot-Technik.

Trotz der schwachen Zahlen rechnet Tesla damit, bis 2023 rund 1,8 Millionen Autos auszuliefern, was einem jährlichen Wachstumsziel von 50 Prozent entspricht (2022:1,3 Millionen). Für das kommende Jahr wollte Musk jedoch keine Prognose mehr abgeben. Er erklärte, dass Tesla nicht ewig in diesem Tempo wachsen könne. In Bezug auf die weitere Entwicklung des Werks in Mexiko äußerte sich Musk ebenfalls vorsichtig. Angesichts der weltwirtschaftlichen Unsicherheiten zögere er, das Projekt "mit voller Kraft" voranzutreiben.

Das Büro für Haushaltsprobleme und Umweltgenehmigungen im nordmexikanischen Monterrey berichtete vergangene Woche von Verzögerungen beim Baustart des im Februar angekündigten Werks. Dies könnte laut Medienberichten sogar das gesamte Projekt gefährden.

Analysten gehen davon aus, dass auch im laufenden Quartal die Margen von Tesla unter Druck bleiben werden. Wells-Fargo-Analyst Colin Langlan schätzt, dass sich die Situation aufgrund des gesunkenen Lithium-Preises leicht verbessern wird, jedoch nicht ausreichen wird, um die Preisrückgänge auszugleichen.

Laut dem Center of Automotive Management bleibt Tesla mit einem Absatz von gut 1,3 Millionen Fahrzeugen globaler Marktführer bei E-Autos, ein Plus von 46 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Jedoch hat der heimische Elektroanbieter BYD in China inzwischen die Spitzenposition erobert und auch in den USA bringen etablierte Autobauer immer mehr Elektroautos auf den Markt, insbesondere im wichtigen Pick-up-Segment. Tesla bleibt jedoch optimistisch und hält an seinem jährlichen Wachstumsziel von 50 Prozent fest.

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